Donnerstag, 20. Oktober 2011

Bedeutungslosigkeit zeichnet sich ab...


Es gibt sie also schon, die Nationalratskanditaten, die sich bei Twitter mitteilen und so den Followern ermöglichen, an ihrem täglichen Leben teilzunehmen. Nur was teilen die Politiker eigentlich mit? Wird wirklich Wahlkampf betrieben? Oder kann man sogar so weit gehen und behaupten, dass die Twitter-Accounts keinen Mehrwert bieten?

Ich bemühe ein weiteres Mal Lukas Reimann als Beispiel, der vor vier Jahren überraschend als junger, atypischer SVP-Kandidat in den Nationalrat gewählt wurde. Er wurde durch den gesamten Online- und Printmedienblätterwald immer und immer wieder erwähnt, insgesamt erreichte er 144 Nennungen in den nationalen Medien und war so fast permanent präsent. Genau darum wurde er auch in einer kürzlich erschienenen Wahlkampfanleitung für Kanditaten als positives Beispiel hervorgehoben. Nur wird darin nicht explizit darauf hingewiesen, dass Reimann der aktivste Twitterer ist und am meisten Follower hat oder sich sonst durch aussergewöhnliche Online-Tätigkeit hervorgetan hätte. Viel mehr wird auf die Bedeutung von Diskussionen, Standaktionen und ähnlichem hingewiesen, der Umgang mit Social Media wird nur als einer von 26 Erfolgsfaktoren genannt. Gut vorstellbar scheint mir aber, dass er viele der erwähnten 144 Nennungen erreichte, weil er online präsent ist und nicht weil er über diese Kanäle Wahlkampf betreibt.

Es erweckt also schon den Anschein, dass der Wahlkampf einerseits nicht wirklich auf Twitter stattfindet und andererseits auch gar nicht wahlentscheidend ist. Vorwiegend werden Links zu aktuellen Themen oder Veranstaltungen verbreitet, das ist der primäre Verwendungszwecke von Twitter für Politiker. Zwischendurch garniert mit einer persönlichen Mitteilung, die unter Umständen aber gar nicht von allen verstanden wird.

So oder so, Twitter hat seine Vorteile, es bietet schnelle Interaktionsmöglichkeiten mit Wählern, es wird den Ausgang der Wahl aber kaum beeinflussen.

Zwar versteht man den Tweet von Nationalratskandidat Cédric Wermuth nicht, wo ich ihn jedoch verstehe und absolut seiner Meinung bin, ist, wenn er im Rahmen von demokratie@home bei einer Diskussion sagt: „Ich würde wetten, ich habe keinen einzigen Wähler im Web gewonnen“. Genau so ist es, Wahlen werden nach wie vor mit persönlichem Kontakt, konkreten Anliegen, Unterschriftensammlungen und Podiumsdiskussionen gewonnen. Social Media erleichtert danach immerhin die Kontaktaufnahme, gewinnt aber (noch) keine Wahlen.




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